Ich begann sehr spät mit dem Vereinsfußball aus verschiedenen Gründen, im zweiten Jahr der D-Jugend genauer gesagt. Generell ist es gut, wenn Kinder und Jugendliche einen Teamsport ausführen, da verschiedene Kompetenzen im Verein vermittelt werden, die in der Schule zwar auch vermittelt werden jedoch im Vereinsfußball intensiver vermittelt werden.
Ich habe viel trainiert, aber kaum gespielt, konnte mich aber ganz gut in der Schulmannschaft oder auf dem Bolzplatz behaupten. Nach der B-Jugend habe ich dann einen Schlussstrich gezogen und mich mehr dem PC gewidmet. Der Fußball ist aber immer irgendwie an mir kleben geblieben, für meinem Heimatverein wollte ich aber nie wieder einen Fuß auf den Platz setzen. Es war einfach zu viel Frust über all die Jahre in der Jugend, der sich aufgebaut hatte.
Es war mehr ein Zufall, dass ich mich dort im September bei einem Spiel der Damen wiederfand und fortan dauerhaft die Spiele besuchte. Nach ein paar Wochen saß ich dann dort immer wieder am Spielfeldrand und es kribbelte im Bauch und kitzelte im Fuß. Ich kontaktierte dann mal den Leiter der AH und kam zu einem Training, da waren an einem Novemberabend gerade mal 4 Spieler dabei. Es lief gut und ich wurde auch gut aufgenommen, es machte einfach Spaß, den Ball wieder am Fuß zu haben.
So dachte ich mir, wir sehen mal wie es weiter geht. Die nächsten Male waren mehr Spieler da, auch der ein oder andere aus der Jugend, mit dem nie ein neutrales Verhältnis herrschte. In der Winterpause im Hallentraining traf ich dann immer wieder alte Bekannte aus der Vergangenheit.
Der Hallenfußball ist hart, man denkt, man muss weniger laufen, da das Feld ja viel kleiner ist. Ein Trugschluss, der Hallenfußball ist schneller und man muss viel mehr Wege zurücklegen. So ist das auch auf dem Kleinfeld, man muss auch geschickter versuchen Räume zu finden, um Pässe zu spielen oder Todespässe in den freien Raum zu passen. Ein Fehlpass kann sehr schnell zu einem Gegentor führen.
Im Frühjahr ging es dann wieder ins Freie, ich hatte in der Jugend so gut wie nie auf einem Kunstrasenplatz gespielt und auch dieser hat seine Tücken. Lange Bälle auf die Sturmspitzen sind zwar möglich, müssen aber passgenau auf den Spieler kommen. Sobald der Ball aufkommt und soviel Energie hat, um alleine weiterzulaufen, ist es für den Mitspieler bei Nässe kaum möglich den Ball noch vor dem Aus zu stoppen.
Dann kam es irgendwann an einem Freitagabend zum ersten Einsatz nach ca. 18 Jahren, ich hatte gar nicht mit einem längeren Einsatz gerechnet, wurde aber zur zweiten Halbzeit aufs Feld gesetzt. Ich wusste zunächst erst mal nicht ganz, wie ich meinen Mitspieler unter Kontrolle halten kann und wann ich mich als Mittelfeldspieler nach Vorne orientieren sollte. Aber Tipps gab es gratis von der Ersatzbank, so machte ich meine Sache auch ganz gut. In der Schlussminute konnte ich dann auch noch nach einer Ecke ein Tor feiern. Das wunderte mich selbst so sehr, dass ich vergaß mich über das Tor auf dem Feld zu freuen.
In den weiteren Wochen konnte ich einiges von den Kollegen im Team erfahren, die entweder selbst Jugendtrainer sind oder talentierte Sprösslinge haben. Somit erfährt man doch noch mal einiges über die Jugendarbeit. Um sich das Ganze aber dann doch mal anzusehen, fragte ich beim Trainer des jüngsten Jahrgangs an, ob ich mal ins Training kommen kann. Dieser stimmte mir gerne zu ohne den genauen Hintergrund zu wissen. Ich besuchte einige Male die Bambinis im Alter von circa 4–6 Jahren. Hier ist noch nicht absehbar, wie die Kinder sich entwickeln, das Wichtigste ist aber Ballgefühl zu entwickeln und eventuell zu lernen, Pässe mit dem Innenfuß zu spielen. Meist schießen die Kinder noch mit dem Spann die Pässe. Einige Kinder haben den Fußball durch die Eltern in die Wiege gelegt bekommen und sind schon etwas weiter. Andere lernen schnell vom Trainer und folgen meist seinen Anweisungen. Das Training dauert nur eine Stunde und besteht aus Spielen und Ballübungen. Am Schluss gibt es wie wohl in allen Fußballabteilungen ein kleines Trainingsspiel.
Die Kinder sind noch nicht aktiv im Spielbetrieb, neben dem Training werden Freundschaftsspiele gegen andere Teams abgehalten.
Bei meinen Kollegen vom Team konnte ich auch erfahren, wie wichtig die Jahre in der E-D Jugend sind und die Förderung von Spielern. In diesen Jahren bildet man die Grundsteine für die weiteren Jahre.
Somit kann ich nach den neuen Erfahrungen sagen, welche Faktoren in meinem Fall zu Frustration geführt haben im Verein.
Zum einen bin ich in ein Team gekommen, das schon lange Jahre gemeinsam auf dem Bolzplatz und im Verein spielte. Somit entsteht hier eine geschlossene Gemeinschaft. Hier ist aber eben auch ein Jugendtrainer gefragt, die Integration von neuen Spielern zu fördern. Zum anderen fehlten mir eben auch die Jahre zuvor, Bolzplatz und Vereinsfußball sind zwei Paar Schuhe. Auch körperlich fehlte mir über die Jugendjahre vielleicht das Kampfgewicht, um in härteren Zweikämpfen zu bestehen.
Ich sehe, es ist so egal was es ist, Musik, Sport oder Kunst. Es ist nur wichtig, frühzeitig an einer Stelle anzufangen, bei der Trainer mit sportlichem Sachverstand und Sozialkompetenz mit Herzblut arbeiten als gute Basis für ein Hobby, das Spaß macht.
Was ich auch festgestellt habe, die Jugendarbeit ist von G bis zur A Jugend ein Grundstein der Ballfertigkeit. In den Herrenmannschaften lernt man seine Laufwege zu optimieren und weitere unterschiedliche Spielsysteme.
Spieler, welche lange Jahre auch in den 1. und 2. Herrenmannschaften gespielt haben sehen im Spiel andere Möglichkeiten Situationen zu meistern als Spieler, die nie in einer ersten Mannschaft gespielt haben. Fussball ist nicht nur ein Sport der auf Körperleistungen aufbaut, sondern auch auf Teamfähigkeit und Spielintelligenz.